Wie ESG-Praktiken durch KI unterstützt werden können!

Prolog:

„Der Wandel zu einer klimaneutralen Welt wird jedes Unternehmen und jede Branche fundamental verändern.“
Laurence Douglas „Larry“ Fink (* 2. November 1952). Gründer, Aufsichtsratsvorsitzender und Vorstandsvorsitzender der weltgrößten Vermögensverwaltung BlackRock.

Was ist künstliche Intelligenz?
Künstliche Intelligenz (KI) ist eine Technologie, die es Computern und digitalen Geräten ermöglicht, zu lernen, zu lesen, zu schreiben, zu sprechen, zu sehen, zu kreieren, zu spielen, zu analysieren, Empfehlungen abzugeben und andere Dinge zu tun, die Menschen tun.

Eine kurze Reise in der Zeit zurück
Die Idee und der Wunsch der Menschen, eine denkende Maschine zu erschaffen, ist keine neue Idee oder ein neuzeitlicher Wunsch. Die Idee oder das Konzept von denkenden, künstlichen Wesen beziehungsweise Robotern hat seinen Ursprung bereits in der Antike. In diesem Zusammenhang sind die griechischen Dichter Homer und Hesiod zu nennen. Hesiod erzählt von Talos, dem bronzenen Riesen, der vom Schmiedegott Hephaistos geschaffen wurde, um Europa, die Tochter des Zeus, auf der griechischen Insel Kreta vor einer Entführung zu beschützen. Die Geburt des denkenden „Maschinenmenschen“.

Timeline Künstliche Intelligent (KI)
Für die Neuzeit ergeben sich im Hinblick auf KI die nachfolgenden historischen Meilensteine, ohne die eine Entwicklung und Nutzung von künstlicher Intelligenz auf dem jetzigen Stand undenkbar wären.

1950:
Alan Turing veröffentlicht Computing Machinery and Intelligence. In diesem Aufsatz stellt Turing, der für das Deschiffrieren des deutschen ENIGMA-Codes während des Zweiten Weltkriegs berühmt wurde und oft als „Vater der Informatik“ bezeichnet wird, die folgende Frage: „Können Maschinen denken?“ Er entwickelt einen Test, der heute als „Turing-Test“ bekannt ist und bei dem ein Mensch versucht, zwischen einer Computer- und einer menschlichen Textantwort zu unterscheiden. Anmerkung: Gut 70 Jahre später wird genau dieser Test heute sowohl bei ChatGPT-3 als auch bei der Weiterentwicklung ChatGPT-4 immer noch eingesetzt.

1956:
John McCarthy prägt den Begriff „künstliche Intelligenz“ auf der allerersten KI-Konferenz am Dartmouth College. Im selben Jahr entwickeln Allen Newell, J.C. Shaw und Herbert Simon den Logic Theorist, das erste laufende KI-Softwareprogramm.

1967:
Frank Rosenblatt baut den Mark 1 Perceptron, den ersten Computer, der auf einem neuronalen Netzwerk basiert, das durch Versuch und Irrtum “ (Konzept Try and Error) lernt“.

1980er Jahre:
Neuronale Netze, die einen Backpropagation-Algorithmus verwenden, um sich selbst zu trainieren, werden in KI-Anwendungen weithin eingesetzt.

1995:
Stuart Russell und Peter Norvig veröffentlichen „Artificial Intelligence: A Modern Approach“, das zu einem der führenden Lehrbücher im Bereich der KI wird. Darin befassen sie sich mit vier möglichen Zielen oder Definitionen von KI, die Computersysteme auf der Grundlage von Rationalität und Denken bzw. Handeln unterscheiden.

  • Menschlicher Ansatz: Systeme, die wie Menschen denken und Systeme, die wie Menschen handeln
  • Idealer Ansatz: Systeme, die rational denken und rational handelnde Systeme

1997:
Der Computer Deep Blue besiegt den damaligen Schachweltmeister Garri Kasparow in zwei Schachspeilen gegeneinander.

2004:
John McCarthy schreibt einen Artikel mit dem Titel „What is Artificial Intelligence?“ und schlägt die oft zitierte Definition von KI vor. Sie lautet: Sie (.. die KI ..) ist die Wissenschaft und Technik der Entwicklung intelligenter Maschinen, insbesondere intelligenter Computerprogramme. Sie ist verwandt mit der ähnlichen Aufgabe, Computer zu nutzen, um die menschliche Intelligenz zu verstehen, aber KI muss sich nicht auf Methoden beschränken, die biologisch beobachtbar sind.

2011:
KI taucht zum ersten Mal für Testzwecke im Entertainment-Bereich auf: Die Maschine Watson besiegt die menschlichen Champions Ken Jennings und Brad Rutter bei Jeopardy! Das Spielprinzip von Jeopardy! besteht darin, dass es sich um ein sogenanntes Reverse-Quiz handelt. Es werden keine Antworten auf Fragen gesucht, sondern die Frage zu den vorgegebenen Antworten.

2016:
Das DeepMind-Programm AlphaGo, das von einem tiefen neuronalen Netzwerk angetrieben wird, besiegt Lee Sodol, den Go-Weltmeister, in einem Fünf-Spiele-Match. Der Sieg ist angesichts der riesigen Anzahl möglicher Züge im Verlauf des Spiels (über 14,5 Billionen nach nur vier Zügen!) von großer Bedeutung und ein Sieg der Maschine galt bis dahin gleichermaßen unter Wissenschaftlern wie Computerspezialisten für KI als unmöglich.

2023:
Ein Anstieg großer Sprachmodelle (LLMs) wie ChatGPT führt zu einer enormen Veränderung in der Leistung von KI und ihrem Potenzial zur Steigerung des Unternehmenswertes. Mit diesen neuen generativen KI-Praktiken können Deep-Learning-Modelle auf riesigen Mengen von unbeschrifteten Rohdaten vortrainiert werden.

Arten von KI
Wo aber liegen nun nach diesen Definitionen und teils verschiedenen Anwendungen die Unterschiede von künstlicher Intelligenz und wie wird KI jetzt und in der Zukunft eingesetzt? KI kann in zwei Haupttypen eingeteilt werden:

  • Enge KI (Narrow / Weak AI)
  • Allgemeine KI (General / Strong AI).

Narrow KI: Enge KI ist darauf ausgelegt, bestimmte Aufgaben zu erfüllen und sich dabei auszuzeichnen. Beispiele hierfür sind Sprachassistenten wie Siri, Empfehlungssysteme und autonome Fahrzeuge. Diese Systeme sind hoch spezialisiert und verfügen nicht über die umfassenden kognitiven Fähigkeiten des Menschen.

General KI: Allgemeine KI bezieht sich auf Maschinen, die über menschenähnliche kognitive Fähigkeiten verfügen, einschließlich Verstehen, Lernen, Argumentieren und Problemlösung in verschiedenen Bereichen. Das Erreichen einer allgemeinen KI ist ein langfristiges Ziel und Gegenstand laufender Forschung.

Anwendungen von KI
KI findet in zahlreichen Bereichen Anwendung, verändert die Industrie und schafft neue Möglichkeiten. An erster Stelle sind dies die nachfolgenden Schwerpunkte:

  • Gesundheitswesen: KI hilft bei der Diagnose von Krankheiten, der Entdeckung von Medikamenten und der Erstellung personalisierter Behandlungspläne.
  • Finanzwesen: KI-Algorithmen werden für den Handel, die Betrugserkennung und die Kreditwürdigkeitsprüfung eingesetzt.
  • Bildung: KI-gesteuerte Bildungsplattformen bieten personalisierte Lernerfahrungen.
  • Fertigung: Roboter und KI-gesteuerte Maschinen verbessern Produktionsprozesse.
  • Unterhaltung: KI wird für die Erstellung von Videospielcharakteren, Spezialeffekten und personalisierten Inhaltsempfehlungen eingesetzt.
  • Transportwesen: Selbstfahrende Autos und vorausschauende Wartung in der Logistik sind KI-gesteuerte Fortschritte.

ESG und KI oder „Wie ESG jetzt und in der Zukunft von künstlicher Intelligenz profitieren kann“

Während die Geschäftswelt das Potenzial von ESG (Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) zur Förderung positiver Veränderungen immer mehr erkennt, kann die Integration von KI-Technologie diese Bemühungen noch verstärken. Genau dies haben wir in unseren vorherigen Blogbeiträgen deutlich herausgearbeitet, zum Beispiel bei der Analyse einer aktuellen Studie aus dem Jahr 2023 zum Thema ESG und Compliance.

Datenerfassung
Eine der größten Potentiale und Stärken der KI liegt in ihrer Fähigkeit, die Erfassung von ESG-Daten zu automatisieren und zu rationalisieren. Herkömmliche Methoden zur Erfassung dieser Daten waren arbeitsintensiv und zeitaufwändig. Ein großes und wichtiges Thema für Unternehmen, wie auch in den Zahlen der oben bereits erwähnten Studie aus dem Jahr 2023 zu ersehen ist.

Mit KI können Unternehmen jedoch schnell und effizient sehr große Mengen an Informationen und Daten aus einer Vielzahl von Quellen sammeln und verarbeiten. Diese beschleunigte Datenaggregation spart nicht nur Zeit, sondern gewährleistet auch genauere und vollständigere Erkenntnisse. Hier kann nicht nur deutlich Zeit gespart werden, sondern es werden auch Risiken für das Unternehmen deutlich minimiert.

Einhaltung gesetzlicher Vorschriften
Durch die Überwachung in Realtime kann KI-Unternehmen auf dem Laufenden halten, wenn es um die Einhaltung gesetzlicher Vorschriften geht, und so das Risiko der Nichteinhaltung minimieren. Die Vorhersagefähigkeiten von KI helfen Unternehmen, sich proaktiv auf bekannte künftige gesetzliche Änderungen einzustellen. Eine schnelle Reaktionszeit ist somit deutlich gegeben.

KI kann auch dazu beitragen, die Genauigkeit und Gültigkeit von ESG-Daten sicherzustellen – ein wichtiger Aspekt der Compliance-Berichterstattung. Durch die Identifizierung von Unstimmigkeiten oder Anomalien minimiert KI das Risiko, den Aufsichtsbehörden ungenaue Informationen zu übermitteln. Hier sind alle Mitarbeiter der Compliance-Abteilung im Unternehmen gefragt und die Schulung bzw. ständige und aktuelle Weiterbildung ist unumgänglich für jedes Unternehmen. Ausdrücklich gilt die branchen- und größenübergreifend für alle Unternehmen, egal ob sie national oder international tätig sind.

Überwachung der Reputation
Die Vorteile von KI gehen über ihre Schnelligkeit und Präzision hinaus. Die Fähigkeit der KI, Text zu analysieren, ermöglicht es ihr, Einblicke in die öffentliche Wahrnehmung des Rufs eines Unternehmens zu gewinnen. Dieser Einblick bietet eine nuancierte Sichtweise, die strategische Entscheidungen beeinflussen kann. Weiterhin können schon diese ersten Einblicke deutlich risikominimierend für eine bestehende oder spätere Zusammenarbeit, zum Beispiel bei Partnern der internen Lieferketten, sein.

So kann KI beispielsweise in Echtzeit Nachrichten und Erwähnungen in sozialen Medien verfolgen, die sich auf die Umweltauswirkungen eines Unternehmens, Arbeitspraktiken und Fragen der Unternehmensführung beziehen. Besonders wichtig, dass die KI dies nicht nur national, sondern global überwachen kann. Sie kann diese Informationen verarbeiten, um aufkommende Trends oder Bedenken zu erkennen und proaktive Maßnahmen zu ESG-Themen zu ermöglichen.

Identifizierung von Trends
Mithilfe fortschrittlicher maschineller Lerntechniken können KI-Algorithmen komplexe Muster, Zusammenhänge und Korrelationen zwischen verschiedenen ESG-bezogenen Variablen erkennen, die für menschliche Beobachter möglicherweise nicht sofort ersichtlich sind. Diese Muster geben Aufschluss darüber, wie verschiedene ESG-Faktoren miteinander interagieren und sich gegenseitig beeinflussen, so dass Unternehmen das komplexe Geflecht oder Zusammenhänge von Nachhaltigkeitsthemen besser verstehen können.

Ein Bereich, in dem die KI-gestützte Trenderkennung einen erheblichen Einfluss hat, ist die Überwachung der Lieferkette. KI kann eine Vielzahl von Quellen durchforsten, z. B. Leistungsberichte von Lieferanten, Daten zur Einhaltung von Vorschriften und Nachrichtenartikel, um potenzielle Risiken und Verstöße in Lieferketten zu erkennen.

Herausforderungen beim Einsatz von KI für ESG
Obwohl die KI-Technologie erhebliche Vorteile bei der Neugestaltung von ESG-Praktiken bietet, gibt es einige bedeutende Herausforderungen, die berücksichtigt werden müssen.

Datenschutz
Datenschutzbedenken ergeben sich aus den großen Mengen an sensiblen Informationen, auf die KI-Algorithmen zugreifen können. ESG-Daten enthalten oft persönliche und vertrauliche Informationen über Mitarbeiter, Stakeholder und Organisationen oder Gemeinschaften. Es muss im Unternehmen sichergestellt werden, dass bei der Datenerfassung und -nutzung strenge Datenschutzbestimmungen eingehalten werden, um Verstöße im Hinblick auf Datenmissbrauch zu verhindern, die die Rechte des Einzelnen beeinträchtigen und das Vertrauen untergraben oder gefährden könnten.

Ökologische Herausforderungen
Obwohl die KI vielversprechend für die Optimierung zahlreicher Prozesse ist, hat ihr schnelles Wachstum Bedenken hinsichtlich ihrer negativen Auswirkungen auf die Umwelt aufgeworfen. Ein Hauptproblem ist der erhebliche Energieverbrauch, der mit dem Training und dem Betrieb komplexer KI-Modelle verbunden ist. Die für Deep-Learning-Algorithmen erforderlichen Berechnungen können erhebliche Mengen an Strom verbrauchen, was zu einem Anstieg der Kohlenstoffemissionen beiträgt und die durch den Energieverbrauch bedingten Umweltprobleme noch verschärft.

Der übermäßige Wasserverbrauch ist ein weiteres wichtiges Umweltproblem im Zusammenhang mit dem Wachstum der KI-Technologien. Die massiven Rechenanforderungen von KI-Systemen, insbesondere von Deep-Learning-Modellen, erfordern umfangreiche Kühlmechanismen, um eine Überhitzung der Hardware zu verhindern. Für die Kühlung von Rechenzentren und Hochleistungsrechenanlagen werden große Mengen an Wasser benötigt, was häufig zu einem erhöhten Wasserverbrauch in den Regionen führt, in denen sich diese Anlagen befinden.

Abwägen von Risiko und Vorteil bei KI und ESG
Es steht außer Frage, dass die künstliche Intelligenz jetzt und in den nächsten Jahren und Jahrzehnten den Bereich ESG im Hinblick auf Sustainability und Compliance deutlich beeinflussen und prägen wird. Ausdrücklich gilt dies größen- und branchenübergreifend im Hinblick auf alle Unternehmen.

Transparenz und ethische KI-Praktiken sind daher unerlässlich, um die mit KI verbundenen Risiken zu mindern. Transparente KI-Algorithmen ermöglichen es den Stakeholdern nachzuvollziehen, wie Entscheidungen getroffen werden, und gewährleisten die Rechenschaftspflicht. Die Umsetzung ethischer KI-Praktiken umfasst nicht nur den Datenschutz und die Vermeidung von Verzerrungen, sondern auch eine klare Kommunikation des Zwecks und der Auswirkungen von KI-gestützten ESG-Erkenntnissen.

Bei der Integration von KI in ESG-Praktiken muss ein Gleichgewicht zwischen der Nutzung des Potenzials von KI zur Verbesserung der Nachhaltigkeit und der Berücksichtigung von Bedenken im Zusammenhang mit den ökologischen, sozialen und Governance-Themen, die ESG verfolgt, gefunden werden, um den Nutzen zu maximieren.

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Quelle:
Was ist künstliche Intelligenz (AI)? / I B M 2024

ESG und Compliance im Jahr 2024 – Teil 3


Nachdem wir im zweiten Teil unseres Blogbeitrags zum Thema ESG und Compliance die drei Top-Trends im ESG-Compliance-Umfeld für das Jahr 2024 näher dargestellt haben, möchten wir das Thema praxisbezogen betrachten.

Was heißt ESG für das Unternehmen, wo ergeben sich Vorteile und Probleme und wie sehen Unternehmen die eigenen unternehmerischen Anforderungen, Probleme und Perspektiven für sich selbst. Die Bedeutung der ESG-Faktoren liegt in mehreren zentralen Punkten:

  • Unternehmen mit einer hohen ESG-Performance zeigen ein spürbares Engagement für die Gesellschaft und die Umwelt, was zu einem guten Ruf und Markentreue führen kann
  • Eine schlechte Leistung bei diesen Faktoren kann die finanziellen Risiken erhöhen, da sie sich negativ auf den Ruf des Unternehmens und seine Fähigkeit auswirkt, Kunden und Investoren anzuziehen und zu binden
  • Unternehmen mit einer guten Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungspolitik haben aufgrund ihres effizienten Ressourcenmanagements eine bessere finanzielle Leistungsfähigkeit
  • Die Umwelt- und Sozialvorschriften werden immer strenger, so dass Unternehmen mit schlechten ESG-Leistungen zukünftig mit Strafen und Bußgeldern rechnen müssen
  • Eine gute Leistung im ESG-Umfeld ist wichtig, weil sie die Verantwortung und Nachhaltigkeit eines Unternehmens widerspiegelt und sich direkt auf seinen Ruf, seine finanzielle Leistung und die Einhaltung von Gesetzen auswirkt.

Doch wie und wo sehen Unternehmen Chancen Risiken und Probleme im Hinblick auf ESG für sich selbst? Dies zeigt eine aktuelle Studie aus dem Jahr 2023, in der knapp 160 mittelständische Unternehmen in Deutschland befragt wurden.

Energie- und Ressourceneffizienz steht für die befragten Unternehmen deutlich an erster Stelle. Gerade die Reduzierung von Kosten steht für viele Unternehmen (noch) im Mittelpunkt bei der Definition der unternehmerischen Ziele. Auffällig ist, dass die zukunftsorientierte und perspektivische Ausrichtung des eigenen Unternehmens hier erst an fünfter Stelle und ein verantwortungsvolles Handeln an sechster Stelle genannt wird.

Die Notwendigkeit von ESG ist noch nicht in allen Unternehmen angekommen. Dies dürfte sich aber zwingend, allein schon durch die kommenden Gesetzesänderungen und Anforderungen, innerhalb eines sehr kurzen Zeitfensters zukünftig ändern. Ein Umdenken im ESG-Bereich zeichnet sich ab und der verstärkte Bedarf von Fachkräften im ESG- und Compliance-Bereich.

Die neuen Richtlinien der EU und die sich dadurch ergebenden unternehmerischen Risiken sehen momentan sehr viele der befragten Unternehmen als Problem an. Viele der befragten Unternehmen sprechen hier von einer sich ergebenden Überforderung sowohl im organisatorischen als auch im personellen Bereich.

Die Schaffung von neuen personellen Strukturen zur Einhaltung von Regularien, zur organisierten internen Umsetzung und natürlich auch ein gesteigerter finanzieller Einsatz für die organisatorische Durchsetzung von ESG stellen für viele Unternehmen ein Problem dar.

Umsetzung ab dem Jahr 2024
Die CSRD trat am 5. Januar 2023 auf EU-Ebene in Kraft. Deutschland und die weiteren EU-Staaten müssen die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) innerhalb von 18 Monaten nach ihrem Inkrafttreten auf EU-Ebene in nationales Recht umsetzen. Da die CSRD am 5. Januar 2023 in Kraft trat, muss die Umsetzung in deutsches Recht bis spätestens Juli 2024 erfolgen.

Die Berichtspflicht wird phasenweise von den bereits berichtspflichtigen Unternehmen auf alle bilanzrechtlich großen Unternehmen sowie alle börsennotierten Unternehmen ausgeweitet (ausgenommen sind börsennotierte Kleinstunternehmen):

  • Geschäftsjahr 2024: bisher zur Abgabe einer nichtfinanziellen Erklärung verpflichtete Unternehmen
  • Geschäftsjahr 2025: alle weiteren großen Unternehmen
  • Geschäftsjahr 2026: börsennotierte kleine und mittlere Unternehmen (mit Ausnahme von Kleinstunternehmen), kleine und nicht komplexe Kreditinstitute und firmeneigene Versicherungsunternehmen
  • Geschäftsjahr 2028: Unternehmen aus Drittländern mit einem Nettoumsatz von über 150 Mio. EUR in der EU, wenn sie mindestens ein Tochterunternehmen oder eine Zweigniederlassung in der EU haben und bestimmte Schwellenwerte überschreiten
  • (Quelle: Umweltbundesamt/2024)

Eine große und schnell näherkommende Herausforderung, mit der sich Unternehmen in Deutschland kurzfristig auseinandersetzen müssen und dies als große Herausforderung für sich selbst ansehen.

Digitale Daten und Zeit!
Das sind die beiden größten Problematiken, welche auf die Unternehmen in Deutschland in der Zukunft zukommen werden. Gerade die in den letzten Jahren vernachlässigte Digitalisierung in Verbindung zum zeitlichen Faktor im Unternehmen werden als die beiden Hauptprobleme angesehen, die Unternehmer für sich selbst und ihr Unternehmen sehen.

Danach folgt die Suche nach Fachkräften bzw. die Schulung von Mitarbeitern, welche für diesen Arbeitsbereich im Unternehmen bereits jetzt oder in kürzester Zeit Verantwortung übernehmen werden.

Topthema Compliance!
Ob nun im Bereich Tax Compliance, im IT-Compliance-Umfeld, beim Wettbewerbsrecht oder dem Code of Conduct (Verhaltenskodex) im Unternehmen: Für fast alle Unternehmen steht Compliance im Hinblick auf die Unternehmensführung (Governance) an erster Stelle im Hinblick auf ESG-Indikatoren und Anforderungen.

Hier wird der spezialisierte ESG-Compliance Officer zukünftig eine zentrale Rolle innerhalb des Unternehmens einnehmen. Weiterbildung für bereits tätige Compliance- und Chief Compliance Officers ist zwingend erforderlich bzw. ausgebildete ESG Compliance Officers sind und werden in Zukunft als Fachkräfte von Unternehmen aller Größen und Branchen dringend gesucht.

Jetzt: Nachhaltigkeit und Umweltschutz!
Hier sehen die befragten Unternehmen ein deutliches Potenzial an Handlungsbedarf im Hinblick auf die (zukünftige) Erfassung und Verwendung von zwingend notwendigen Ressourcen für die Produktion. Die Nutzung von erneuerbaren Energiequellen steht im direkten Zusammenhang zum Thema Treibhausgas-Emissionen und zur Verwendung von Gas, Strom oder Wasser.

Neben produktionsspezifischen Aspekten beziehen aber auch bereits jetzt viele der befragten Unternehmen ihre Mitarbeiter direkt in den Prozess des ökologischen Nachhaltigkeitsdenkens mit ein. Nur eines der Themen ist die umweltfreundliche Mobilität (Thema Fuhrpark) oder die Nutzung von umweltschonenden Alternativen zum Beispiel bei der Planung von Geschäftsreisen (Verringerung / Alternativen z.B. „Web-Meeting anstelle von Auto / Flugzeug“).

Jetzt: Aus- und Weiterbildung!
Neben dem Topthema Gesundheits- und Arbeitsschutz rückt die Aus- und Weiterbildung für Mitarbeiter in den zentralen Fokus, da hier neue und unabdingbare Herausforderungen auf die Unternehmen zukommen werden. Hier müssen nicht nur neue Herausforderungen bewältigt werden, sondern auch die Zufriedenheit der Mitarbeiter nimmt eine zentrale Position ein, um diese neuen Aufgaben erfolgreich und gemeinsam bewältigen zu können.

Auffällig ist, dass momentan das Thema der Erfassung von sozialen Standards innerhalb der betrieblichen Lieferketten nur von etwas mehr als einem Drittel der Unternehmen umgesetzt wird. Im Hinblick auf bestehende und kommende gesetzliche Regulierungen und das Lieferkettensorgfaltspflichtgesetz (LkSG) ist die Erfassung sozialer Standards ein wichtiges und neues Aufgabenfeld, welches wohl momentan noch etwas unterschätzt wird.

Ausblick

ESG ist eine Herausforderung für alle Unternehmen, gleich welcher Größe und Branche. Gerade mittelständische Unternehmen sind momentan noch nicht gut auf die kommenden Herausforderungen und neue gesetzlichen Änderungen vorbereitet. Noch ist es Zeit, sich diesen Herausforderungen zu stellen und sich optimal auf die kommenden Veränderungen vorzubereiten, sei es innerbetrieblich, sei es gesetzlich oder im Hinblick auf Kooperationspartner, Lieferketten oder Kunden.

Es gilt, sich teils neu im nationalen oder internationalen Wettbewerb zu positionieren, bestehende Produktionswege zu beleuchten und zu hinterfragen bzw. zu optimieren und sich gleichzeitig zukünftigen globalen Herausforderungen, zum Beispiel beim Thema Nachhaltigkeit, zu stellen und diese im Unternehmen durchzusetzen.

Wie schon weiter oben als eines der Top-Themen herausgearbeitet: Weiterbildung und Fachkräfte sind gefragt bzw. haben eine hervorragende berufliche Perspektive. Daher ist es jetzt Zeit, sich auf diese neuen Aufgaben im Unternehmen vorzubereiten.

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Quelle:
Studie ESG -Strategie und -Bericht-erstattung

P w C Deutschland gemeinsam mit
• Institut für Management und Innovation (IMI)
• Hochschule für Wirtschaft und Gesellschaft Ludwigshafen
Methodik
• Onlinebefragung von Fach- und Führungskräften aus dem Jahr 2023
• n=157 mittelständische Unternehmen / Schwerpunkt verarbeitendes Gewerbe
• 11% Unternehmen mit bis 249 Beschäftigte, 43% zwischen 500 und 999 sowie 46% über 1.000 Beschäftigte.

ESG und Compliance im Jahr 2024 – Teil 2

Nachdem wir im ersten Teil unseres Blogbeitrags zum Thema ESG und Compliance die allgemeinen Aufgaben und Schwerpunkte dargestellt haben, was ESG im Unternehmen bedeutet und worauf sich ESG im Unternehmen bezieht, folgt nun mit Teil 2 die Darstellung der drei Top-Trends im ESG-Compliance-Umfeld für das Jahr 2024.

ESG – Trends im Jahr 2024
Nachfolgend nun drei Top-Trends im Jahr 2024 und darüber hinaus, welche auf Unternehmen zukommen werden.

1. Transparenz
Die Verbesserung der Transparenz war schon immer von entscheidender Bedeutung für die Förderung der Nachhaltigkeit, aber ab diesem Jahr wird es einen noch viel stärkeren Druck geben, diese auch im Unternehmen zu gewährleisten und durchzusetzen.

Dies wird durch neue Berichtsanforderungen und Offenlegungen erreicht, die dazu beitragen werden, eine regelmäßige ESG-Berichterstattung im Unternehmen innerhalb des eigenen Landes, in Europa und natürlich auch weltweit zu fördern. Da immer mehr verbindliche Direktiven und Vorschriften in Kraft treten werden, steht fest, dass auch diejenigen, die nicht von verbindlichen Vorschriften betroffen sind, mit der freiwilligen Berichterstattung beginnen müssen, um anderen Unternehmen einen Schritt voraus zu sein.

Die CSRD, die EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung von Unternehmen, ist ein gutes Beispiel für die bevorstehenden Vorschriften, die sich auf das ESG-Umfeld auswirken werden. Sie bezeichnet einen wichtigen und entscheidenden Moment in der ESG-Berichterstattung, da sie den Umfang der Berichtspflichten deutlich ausweitet und sie langfristig für eine Vielzahl von Unternehmen verbindlich macht.

Diese Richtlinie, die eine Verbesserung und Aktualisierung der vorherigen Non-Financial Reporting Directive (NFRD) darstellt, soll Unternehmen dazu auffordern, verantwortungsvollere und transparentere Geschäftsansätze nicht nur zu entwickeln, sondern praxisorientiert durchzusetzen. Historisch ist es das erste Mal, dass die Europäische Kommission einen standardisierten Berichtsrahmen für nichtfinanzielle Daten festgelegt.

2. Greenwashing
Die Europäische Union (EU) wird Greenwashing bis 2026 deutlich eindämmen und bekämpfen. Dies wird maßgeblich Unternehmen aus allen Größen und Branchen betreffen und auch für Compliance Officers zu einer (neuen) Herausforderung werden.

Der Begriff „Greenwashing“ wurde 1986 vom Umweltschützer Jay Westerveld geprägt, in dem er die Absurdität der damaligen „Rettet das Handtuch“-Bewegung in Hotels kritisierte. Ihm fielen die riesigen Abfallmengen auf, die er im gesamten Hotel vorgefunden hatte, wo es keine sichtbaren Anzeichen für Bemühungen um mehr Nachhaltigkeit gab. Er sagte, dass das Hotel stattdessen einfach bemüht war, Kosten zu senken, indem es weniger Handtücher waschen muss, aber gleichzeitig versucht, es als umweltfreundlich in der Außendarstellung oder Werbung zu vermarkten.

Am 17. Januar 2024 hat die EU eine neue Richtlinie gegen Greenwashing, also zum Verbot von Werbung, die Kunden mit falschen Nachhaltigkeitsversprechen in die Irre führt, fertiggestellt. Das Gesetz wird 2026 in Kraft treten, nachdem es von den Mitgliedstaaten in nationales Recht umgesetzt wurde.

Das Gesetz enthält strengere Richtlinien für umweltbezogene Angaben, die einen überprüfbaren Nachweis der anerkannten Leistung erfordern. Dies soll die Unternehmen daran hindern, nachhaltige Umweltaussagen wie

• umweltfreundlich
• natürlich
• biologisch abbaubar
• klimaneutral

im Hinblick auf ihre Dienstleistungen und Produkte zu treffen, ohne einen Nachweis zu erbringen. Insbesondere sind solche Aussagen verboten, soweit sie auf CO2-Ausgleich, d.h. auf Kauf on Emissionsgutschriften beruhen.

Hier ergeben sich neue Aufgaben und Pflichten der Compliance. ESG-Compliance-Beauftragte werden mit der Einhaltung von Vorschriften beauftragt werden und eng mit Kommunikations- und Marketingteams zusammenarbeiten, um sicherzustellen, dass alle Umweltbotschaften mit den gesetzlichen Auflagen und Regularien im Unternehmen übereinstimmen.

3. Lieferketten und Scope-3-Emissionen
Ab diesem Jahr müssen Unternehmen mehr Gewicht auf ihre Lieferketten legen, sowohl bei der Offenlegung von Scope 3 als auch bei der Darstellung der Lieferketten. Der Schwerpunkt wird auf der Einführung einer nachhaltigen Beschaffungspolitik und der Zusammenarbeit mit den Lieferanten liegen, um die ökologischen und sozialen Auswirkungen zu verbessern.


Grafik: WIRTSCHAFTScampus

Die Schaffung und Aufrechterhaltung einer nachhaltigen Lieferkette ist eine der wichtigsten ESG-Aufgaben und vernetzt sich immer mehr mit anderen Merkmalen und Aufgabenstellungen im Hinblick auf die Compliance im Unternehmen. Mit dem neuen EU-Gesetz, der CSDDD, und der Umsetzung der CSRD, welche die internen Lieferketten sowie Lieferanten und Dienstleister noch stärker betrifft, werden diese Vorgaben und daraus resultierenden Compliance-Aufgaben eine neue und deutlich größere Bedeutung als in den letzten Jahren erlangen.

Unternehmen, die sich um mehr Transparenz und bessere ESG-Praktiken bemühen, müssen ihre Lieferkette bewerten bzw. kontrollieren und an der Reduzierung ihrer Gesamtemissionen arbeiten, um die Einhaltung der Gesetze und Richtlinien im Jahr 2024 und in den kommenden Jahren zu erleichtern.

ESG-Studie aus dem Jahr 2023

Im dritten und letzten Teil dieses Blogbeitrags werden wir die Ergebnisse einer aktuellen Studie zum Thema ESG und die Ziele, Risiken sowie die praxisbezogene Umsetzung im Unternehmen darstellen und kommentieren.

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ESG und Compliance im Jahr 2024 – Teil 1

Analysten und Unternehmen bezeichnen das Jahr 2024 als „DAS Jahr der Compliance“.

Sie argumentieren damit, dass die meisten Unternehmen, unabhängig von der Branche und Unternehmensgröße, in diesem Jahr mehr Rechenschaftspflichten und Transparenz zeigen müssen. Ohne eine Integration der Pflichten in die Unternehmens-Compliance wird dies kaum möglich sein.

Eine Aus- und Weiterbildung im Bereich der Compliance im Hinblick auf ESG ist daher dringend erforderlich und sollte schnell und zeitnah begonnen werden. Mit diesem Blogbeitrag wollen wir die drei Top-Trends der ESG-Compliance kurz darstellen, beginnen aber mit einer Darstellung, was ESG im Unternehmen eigentlich bedeutet und worauf sich ESG im Unternehmen bezieht.

Was bedeutet ESG?

Umwelt, Soziales und Unternehmensführung, kurz ESG genannt, sind Bereiche, in denen die Auswirkungen eines Unternehmens oder einer Organisation auf die Umwelt und die Gesellschaft sowie ihre Verantwortlichkeit und Transparenz gemessen werden sollen.

Schaubild ESG Aktivitäten und Maßnahmen

Grafik: (c) WIRTSCHAFTScampus 2024

ESG-Aktivitäten und Maßnahmen helfen Unternehmen, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen zu verbessern, ihren CO2-Fußabdruck zu verringern und einen positiveren Einfluss auf die Gesellschaft zu haben. Die Einhaltung von Nachhaltigkeitsregelungen, Auflagen und Gesetze können dazu beitragen, die Unternehmen für einen langfristigen Erfolg zu positionieren und ihre Marktstellung, ihren Erfolg und ihre Investitionsfähigkeit zu verbessern.

Worauf bezieht sich ESG im Unternehmen?

Umwelt

Hier geht es um die Maßnahmen, die ein Unternehmen ergreift, um seine Auswirkungen auf die Umwelt zu minimieren – von der Herstellung seiner Produkte und Dienstleistungen bis hin zur Optimierung seiner Lieferkette und seinen internen Betriebsabläufen. Das Unternehmen kann nachhaltigere und ethischere Praktiken einführen, indem es:

  • Verringerung des Energieverbrauchs durchsetzt
  • Umstellung auf erneuerbare Energiequellen durchführt
  • Entwicklung von abfallfreien Produkten und nachhaltigen Verpackungen vorantreibt
  • Verringerung der Kohlenstoffemissionen umsetzt
  • Abfallreduzierung und Förderung des Recyclings verbessert


 

Soziales

Beim sozialen Aspekt geht es darum, wie das Unternehmen seine Kunden, Mitarbeiter und Lieferanten im weiteren Sinne positiv beeinflussen kann. Dies wird durch die Umsetzung fairer und ethischer Geschäftspraktiken erreicht, wie z. B:

  • Förderung der Gleichberechtigung am Arbeitsplatz
  • Verhinderung von Missbräuchen in der Lieferkette
  • Schutz von Kundendaten und Gewährleistung der Sicherheit von Produkten
  • Vorrang für die Sicherheit und das Wohlergehen der Mitarbeiter
  • Faire Entlohnung der Mitarbeiter
  • Investitionen in die Allgemeinheit

Governance

Die Governance bezieht sich auf die Entscheidungs- und Berichterstattungsprozesse des Unternehmens. Sie definiert sich auf die Ethik und Transparenz des organisatorischen Verhaltens sowie auf Entscheidungen im Zusammenhang mit den sozialen und ökologischen Aspekten von ESG. Beispiele für gute Unternehmensführung sind:

  • Genaue und transparente Finanzberichterstattung
  • Klare Kommunikation der Strategie und der Tätigkeiten des Unternehmens
  • Rechenschaftspflicht der Unternehmensleiter und Manager
  • Festigung von Entscheidungen mit ethischen Grundsätzen
  • Förderung der Vielfalt innerhalb des Führungsteams

Wenn das Unternehmen ESG in seinen Mittelpunkt stellt, kann es Kosten senken, Gewinne erhöhen und die Nachhaltigkeit stärken. All dies kann zu einem starken und positiven Wettbewerbsvorteil werden.

ESG – Trends im Jahr 2024

Im zweiten Teil dieses Blogbeitrags, der in der nächsten Woche erscheint, werden wir uns mit den kommenden, aktuellen ESG-Trends für das Jahr 2024 wie Transparenz im Unternehmen, Greenwashing, Lieferketten und Scope-Emissionen beschäftigen.

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Compliance Officer und KI: Heute – Morgen – Übermorgen

Prolog

1956: Die Geschichte beginnt: Der Begriff „KI“ entsteht.

Im Sommer 1956 treffen sich Wissenschaftler zu einer Konferenz am Dartmouth College im US-Bundesstaat New Hampshire. Sie sind der Ansicht, dass Aspekte des Lernens sowie andere Merkmale der menschlichen Intelligenz von Maschinen simuliert werden können. Der Programmierer John McCarthy schlägt dafür den Begriff „Künstliche Intelligenz“ vor.

 

Eine aktuelle Compliance-Studie aus dem Jahr 2023 zeigt: Nein, die künstliche KI wird den menschlichen Compliance Officer nicht ersetzen können, aber die Arbeitsaufgaben im Bereich Compliance in den nächsten Jahren deutlich beeinflussen. In diesem Beitrag finden Sie die aktuellen Ergebnisse dieser Befragung, doch zu Beginn ein kurzer Einstieg in die Thematik der künstlichen Intelligenz (KI).

 

KI: Eine kurze Definition

Künstliche Intelligenz (KI) ist die Intelligenz von Maschinen oder Software, im Gegensatz zur Intelligenz von Menschen. Sie ist auch das Fachgebiet der Informatik, das sich mit der Entwicklung und Erforschung intelligenter Maschinen befasst. Der Begriff „KI“ kann sich auch auf die Maschinen, zum Beispiel auf einen Roboter oder Androiden, selbst beziehen.

 

Die KI-Technologie hat sich in der Industrie, in der Regierung und in der Wissenschaft in den letzten Jahren sehr weit verbreitet. Einige bekannte Anwendungen sind u.a.:

  • Internet-Suchmaschinen (Google / Bing)
  • Empfehlungssysteme (verwendet von YouTube, Amazon und Netflix)
  • das Verstehen / Übersetzung menschlicher Sprache (Siri / Alexa)
  • selbstfahrende Autos (Waymo von Google / Cruise von General Motors)
  • generative oder kreative Werkzeuge (ChatGPT / KI-Kunst)
  • strategische Spiele (Schach / Go).

Allgemeine Intelligenz, das heißt, die Fähigkeit, ein beliebiges Problem oder eine Aufgabenstellung zu lösen, gehört zu den primären Zielen der künstlichen Intelligenz.

 

KI und Compliance im Unternehmen

In jedem Unternehmen, gleich welcher Branche und Größe, wird die Menge der Daten, die täglich verarbeitet werden müssen, immer größer. Was früher Tage und bis zu Wochen und Monate dauern konnte, erledigt heute die KI in Sekunden.

Das entlastet Mitarbeiter, beschleunigt und optimiert interne Prozesse und spart Zeit bei Entscheidungsfindungen oder der Einschätzung von Risiken. Selbstverständlich beinhaltet dies auch die Aufgaben der Compliance-Abteilung im Unternehmen und kann nachhaltig den Compliance Officer in seiner Arbeit und bei seinen Aufgaben entlasten.

 

Wo kann KI der Compliance helfen?

Bereits jetzt können KI-Instrumentarien und spezielle Softwaretools in den nachfolgenden Beispielen eingesetzt werden:

  • Hinweise auf Compliance-Unregelmäßigkeiten und Verstöße im Unternehmen, zum Beispiel bei Betrugsverstößen oder Geldwäsche
  • Datensammlung und Datenverarbeitung zur Optimierung des Risikomanagementsystem (RMS) und der Compliance-Risiko-Analyse durch Sammlung und Analyse von internen und externen Datenquellen
  • Deutliche Zeitminimierung für den Compliance Officer bei der Durchsicht von Texten wie juristischen Dokumenten und Gesetzestexten, Compliance-Vorschriften, nationalen und internationalen Standards und Vorschriften
  • Erreichbarkeit und Kommunikation für Mitarbeiter bei Rückfragen im Compliance-Umfeld durch die Nutzung von Chatbots wie zum Beispiel ChatGPT (OpenAI) oder LaMDA – Language Model for Dialogue Applications (Google LLC).

 

KI und Compliance: Aktuelle Studie aus 2023

Wie sehen heute die Compliance-Mitarbeiter die momentane und zukünftige Situation von Compliance-Beauftragten im Hinblick auf KI? Nachfolgend hierzu ein Überblick und die Key Findings einer aktuellen Studie (Mai / Juni 2023) der EQS Group AG, bei der über 200 Mitarbeiter aus dem Compliance-Bereich in Deutschland, Österreich und Luxemburg befragt wurden.

Welche Auswirkungen sind dies bereits heute in der Compliance?

  • Generelle Auseinandersetzung mit der Thematik aus Compliance-Sicht
  • Richtlinie über den verantwortungsvollen Umgang mit KI-Tools
  • Restriktionen bzgl. der Weitergabe von Daten
  • Informationsveranstaltungen
  • Prüfung auf Datenschutz und Informationssicherheit
  • Awareness-Schulung für Mitarbeitende
  • Rechtliche Beurteilung des Spannungsfelds „Vorteile vom Einsatz von KI vs. DSGVO und Geschäftsgeheimnisgesetz“
  • Hinterfragen der Datenverarbeitung
  • Interne Hinweise auf Beachtung der Vertraulichkeit von bestimmten Informationen
  • Erstellung von KI-Ethikregeln
  • Risikoanalyse

Wofür wurden KI-Tools eingesetzt?

74,2% für Kommunikation

40,4% für Allgemeine Recherche

7,9% für Screening Prozesse

 

Warum wurden KI-Tools nicht eingesetzt?

54,7% wegen Vorbehalten beim Datenschutz / Datensicherheit

35,2% aus zeitlichen Gründen („Keine Zeit“)

18,0% wegen ethischer Vorbehalte

14,1% da kein erkennbarer Nutzen erkennbar ist

28,2% aus anderen Gründen („Ich weiß nicht“)

Hier zeigt sich, dass Compliance und KI in der Zukunft ein sehr gravierendes Thema für Compliance Officer sein wird. Für 85% der Compliance Officer ist es wichtig, sich über die Technologie und die Auswirkungen von KI auf die Compliance jetzt und in der Zukunft auf dem Laufenden zu halten.

Es müssen in der nahen Zukunft zwingend Regularien im Compliance-Bereich erarbeitet und in das bestehende Regelwerk eingearbeitet werden. Ausdrücklich gilt dies nicht nur für den organisatorischen Bereich, zum Beispiel für Mitarbeiter oder Lieferanten sowie die Kundenstruktur, sondern knapp 80% der Compliance-Beauftragten sehen diese auch zwingend für den ethischen Aspekt im unternehmerischen Umfeld.

Nein, die KI wird kein Ersatz für die berufliche Zukunft des Compliance Officers!

 

Zwar stimmen knapp 70% der befragten Compliance-Fachkräfte der Einschätzung zu, dass die KI den täglichen Arbeitsprozess im Unternehmen erheblich beeinflussen und verändern wird, doch die Gefahr des kompletten Ersatzes für den Menschen durch die KI sehen die Compliance-Fachkräfte nicht.

 

Daher ist das Berufsbild des Chief Compliance Officers gesucht und die Bedeutung und Ausbildung im Compliance-Bereich wird in den nächsten Jahren noch deutlicher ansteigen als bisher – in allen Unternehmen, gleich welcher Größe und aus welcher Branche, wächst der Bedarf an ausgebildeten Fachkräften für diesen Bereich.

 

Informationen zu unseren Compliance-Ausbildungen finden Sie hier:

Certified Compliance Officer

Certified Chief Compliance Officer

Compliance-Spezialisierungen

Certified ESG Compliance Officer

Certified Export Compliance Officer

Certified Tax Compliance Officer

Certified IT Compliance Officer

 

Rückblick:

Das Thema KI und Unternehmen im Zusammenhang mit Compliance finden sie ausführlich auch in diesen älteren Blogbeiträgen, die aber an Aktualität nichts verloren haben:

Compliance und Konzerne

https://www.wirtschaftscampus.de/compliance-focus/2018/02/

Compliance und Ethik-Leitlinien

https://www.wirtschaftscampus.de/compliance-focus/2019/07/

 

Epilog:

„Nachdem wir das Feuer erfunden hatten, haben wir uns ein paar Mal dumm angestellt und dann den Feuerlöscher erfunden. Bei mächtigeren Technologien wie hoch entwickelter KI sollten wir uns vorher Gedanken machen und große Mühe geben, gleich alles richtig zu machen. Denn womöglich haben wir nur diese eine Chance.“

Stephen Hawking (* 8. Januar 1942 in Oxford, England; † 14. März 2018) – britischer theoretischer Physiker und Astrophysiker

Alles, was Unternehmen über Hinweisgeberschutz nach HinSchG und LkSG wissen müssen

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Hintergrund und aktueller Stand des Gesetzes

Das Hinweisgeberschutzgesetz (HinSchG) ist ein neues Gesetz, das darauf abzielt, Hinweisgeber, auch bekannt als Whistleblower, effektiv zu schützen und sie dazu zu ermutigen, Missstände in Unternehmen aufzudecken. Es wurde am 2. Juli 2023 in Kraft gesetzt und verpflichtet Unternehmen mit mehr als 50 Beschäftigten, ein internes Hinweisgebersystem einzurichten. Kleinere Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten haben eine Schonfrist bis zum 17. Dezember 2023.

Wer kann als Hinweisgeber gelten?

Das HinSchG schützt eine breite Palette von Personen, die im Rahmen ihrer beruflichen Tätigkeit Informationen über Verstöße erlangen und diese melden. Dazu gehören nicht nur aktuelle und ehemalige Mitarbeiter, sondern auch Stellenbewerber, Praktikanten, Leiharbeitnehmer, Selbstständige, Lieferanten, Anteilseigner und Personen in Leitungsgremien. Es können auch Personen geschützt werden, die die Hinweisgeber unterstützen oder Gegenstand der Meldung sind.

Welche Verstöße können gemeldet werden?

Das HinSchG umfasst verschiedene Arten von Verstößen im beruflichen Kontext, die gemeldet werden können. Dazu gehören Verstöße gegen Strafvorschriften, Ordnungswidrigkeiten, die mit Bußgeldern bedroht sind und dem Schutz von Leben, Leib, Gesundheit oder den Rechten von Arbeitnehmern dienen, sowie Verstöße gegen Rechtsvorschriften des Bundes und der Länder, die zur Umsetzung europäischer Regelungen getroffen wurden. Auch Äußerungen von Beamten, die einen Verstoß gegen die Pflicht zur Verfassungstreue darstellen, können gemeldet werden.

Welche Maßnahmen müssen Unternehmen ergreifen?

Unternehmen mit mindestens 250 Beschäftigten müssen interne Meldekanäle einrichten, die es den Hinweisgebern ermöglichen, ihre Meldungen mündlich, schriftlich oder persönlich abzugeben. Diese Meldekanäle müssen sicherstellen, dass die Identität der Hinweisgeber und anderer betroffener Personen vertraulich behandelt wird.

Der Bund richtet eine externe Meldestelle ein, ebenso können die Bundesländer externe Meldestellen einrichten, auch die BaFin und das Bundeskartellamt sind externe Meldestellen.

Den Whistleblowern steht es grundsätzlich frei ihre Meldung intern oder extern abzugeben. Gem. § 7 Abs. 1 HinSchG sollten Sie jedoch eine interne Meldestelle bevorzugen. Unternehmen sollten daher die internen Meldekanäle komfortabel und sicher ausgestalten, damit die potenziellen Hinweisgeber sie auch wirklich nutzen.

Kleinere Unternehmen mit 50 bis 249 Beschäftigten können sich Ressourcen teilen und gemeinsame Meldestellen betreiben. Die Pflicht Maßnahmen zu ergreifen, um die gemeldeten Verstöße abzustellen, verbleibt jedoch beim einzelnen Unternehmen. Unternehmen mit weniger als 50 Beschäftigten sind von der Pflicht zur Einrichtung interner Meldekanäle befreit, sollten aber dennoch den Schutz von Hinweisgebern gewährleisten.

Welche Sanktionen drohen bei Verstößen gegen das HinSchG?

Das HinSchG sieht Bußgelder vor, wenn Unternehmen ihre Pflicht zur Einrichtung interner Meldekanäle nicht erfüllen oder Repressalien gegen Hinweisgeber ausüben. Gem. § 36 Abs. 2 HinSchG wird vermutet, dass eine erlittene Benachteiligung auf einer Repressalie des Unternehmens beruht. Das Unternehmen muss aufgrund der Beweislastumkehr seine Unschuld beweisen, was im Einzelfall sicher schwierig sein dürfte. Die Höhe der Bußgelder kann bis zu 50.000 Euro betragen. Das Nichteinrichten einer internen Meldestelle wird mit Bußgeld bis zu 20.000 € geahndet. Bei Verstößen gegen das HinSchG kann auch Schadensersatz gefordert werden.

Was müssen Unternehmen beachten?

Bei der Einrichtung und dem Betrieb interner Meldekanäle müssen Unternehmen die Vertraulichkeit der Hinweisgeber und anderer betroffener Personen gewährleisten. Die mit der Betreuung der Meldekanäle beauftragten Personen müssen daher Vertraulichkeitserklärungen abgeben.

Die Meldekanäle sollten verschiedene Kommunikationswege wie mündliche, schriftliche und persönliche Meldungen ermöglichen. Gem. § 16 Abs. 1 HinSchG besteht keine Verpflichtung den Meldekanal so zu gestalten, dass anonyme Meldungen ermöglicht werden. Zu bedenken ist jedoch, dass Unternehmen ein Interesse daran haben sollten, die Meldung intern zu erhalten, damit Sie den Verstoß untersuchen und gegebenenfalls abstellen können. Daher sind Systeme zu bevorzugen, die auch anonyme Meldungen ermöglichen. Unternehmen können auch externe Anbieter oder Ombudspersonen beauftragen, die Entgegennahme und Bearbeitung von Hinweisen zu übernehmen. Die Letztverantwortung für das Abstellen von Verstößen verbleibt jedoch auch dann beim Unternehmen.

Es ist wichtig, klare Vorgaben für den Umgang mit Meldungen von Hinweisgebern zu erstellen und sicherzustellen, dass die Meldestellen mit den Regelungen des HinSchG im Einklang stehen. Hier ist eine interne Richtlinie zu entwickeln und Meldewege und Verantwortlichkeit festzulegen. Die gesetzliche Frist für die Eingangsbestätigung eines Hinweises und die Bearbeitung von Hinweisen sind mit 7 Tagen bzw. 3 Monaten knapp. Unternehmen mit Betriebsräten müssen deren Mitbestimmungsrechte bei der Ausgestaltung des Hinweisgebersystems beachten und gegebenenfalls eine Betriebsvereinbarung abschließen.

Fachkunde der internen Meldestelle

Die interne Meldestelle ist gem. § 15 Abs. 1 HinSchG von einer fachkundigen Person zu betreuen. Wenn im Unternehmen keine Compliance Abteilung besteht, sind Personen auf diese zusätzlichen Aufgaben vorzubereiten. Hier bieten wir vom WIRTSCHAFTScampus Dr. Peemöller GmbH mit den Compliance Fernlehrgängen gezielt Unterstützung an. Mit dem Zertifikat zum Certified Compliance Officer weist der Arbeitnehmer und das Unternehmen die erforderlichen Kenntnisse und die Fachkunde nach. Der Geschäftsführer oder der Personalverantwortliche können aufgrund bestehender Interessenkonflikte nicht „unabhängig“ i. S. d. HinSchG agieren und sind daher nicht geeignet die Meldestelle zu betreuen.

Supply Chain Due Diligence Act: Was müssen Unternehmen beachten?

Neben dem Hinweisgeberschutzgesetz müssen Unternehmen auch den Supply Chain Due Diligence Act (Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz) seit 01.01.2023 beachten. Dieses Gesetz verpflichtet Unternehmen ab einer bestimmten Größe, ihre Lieferketten auf Menschenrechtsverletzungen und Umweltverstöße zu überprüfen. Unternehmen müssen geeignete Maßnahmen ergreifen, um Risiken zu identifizieren, zu minimieren und zu verhindern.

Die Einhaltung des LkSG (Supply Chain Due Diligence Act) erfordert eine umfassende Analyse der Lieferkette, die Zusammenarbeit mit Lieferanten und die Implementierung von Kontrollmechanismen. Unternehmen sollten eine klare Lieferkettenstrategie entwickeln, die den Schutz von Menschenrechten und Umweltstandards gewährleistet.

Da auch das LkSG gem. § 8 LkSG die Einrichtung eines Meldekanals erfordert, um Personen ein Beschwerdeverfahren gegen menschenrechtliche oder umweltbezogene Pflichten zu ermöglichen, sollte das Unternehmen versuchen ein Meldesystem zu entwickeln, das beide Anforderungen erfüllt. Dies könnte durch geringfügige Erweiterungen gelingen.

 

Meldesystem nach HinSchG und LkSG(Abbildung)
(c) 2023 WIRTSCHAFTScampus Dr. Peemöller

 

 

Fazit: Hinweisgeberschutzgesetz und Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz

Das Hinweisgeberschutzgesetz und das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz sind wichtige Gesetze, die Unternehmen dazu verpflichten, Hinweisgeber zu schützen und ihre Lieferketten auf Menschenrechtsverletzungen und Umweltverstöße zu überprüfen. Unternehmen müssen sich mit den Anforderungen dieser Gesetze auseinandersetzen und entsprechende Maßnahmen ergreifen, um den gesetzlichen Vorgaben gerecht zu werden. Die Schaffung sicherer Meldekanäle und die Implementierung effektiver Lieferkettenkontrollen sind entscheidend, um den Schutz von Hinweisgebern und die Einhaltung von Menschenrechts- und Umweltstandards zu gewährleisten.

 

Der WIRTSCHAFTScampus unterstützt Sie beim Erwerb der notwendigen Fachkunde in Compliance und Betreuung von Meldesystemen mit seinen Weiterbildungsangeboten:

Quellen:
HinSchG, LkSG, copy.ai

ESG-Compliance: Warum eine Weiterbildung in diesem Bereich für Unternehmen und Karrierechancen wichtig ist

ESG-Compliance: Warum eine Weiterbildung in diesem Bereich für Unternehmen und Karrierechancen wichtig ist

ESG-Compliance – diese drei Buchstaben stehen für Environmental, Social und Governance. Sie beschreiben Faktoren, die für Unternehmen immer wichtiger werden. Denn sie signalisieren, wie ein Unternehmen mit Umwelt- und Sozialfragen umgeht und wie es sich in der Gesellschaft verhält. Gleichzeitig sind sie ein wichtiger Indikator für die Qualität der Unternehmensführung. Doch was bedeutet das konkret? Und warum ist eine Weiterbildung in diesem Bereich sowohl für Unternehmen als auch für Mitarbeiter sinnvoll?

 

Was ist ESG-Compliance?

ESG-Compliance umfasst eine Vielzahl von Themen, die für Unternehmen relevant sind. Umweltaspekte wie Klimawandel, Energie- und Ressourcenverbrauch, aber auch die Einhaltung von Umweltgesetzen und -verordnungen spielen eine Rolle. Auch soziale Aspekte wie Arbeitsbedingungen, Menschenrechte und die Einhaltung von Arbeitsschutzstandards sind Teil von ESG-Compliance. Derzeit ist hier insbesondere an das LkSG (Lieferkettensorfaltspflichtengesetz) zu denken. Schließlich geht es auch um Fragen der Unternehmensführung wie Transparenz, Korruptionsbekämpfung und Risikomanagement.

 

Warum ist ESG-Compliance wichtig für Unternehmen?

Es gibt mehrere Gründe, warum ESG-Compliance für Unternehmen immer wichtiger wird. Zum einen gibt es gesetzliche Vorgaben, die Unternehmen dazu verpflichten, sich mit diesen Themen auseinanderzusetzen. So müssen börsennotierte Unternehmen in vielen Ländern über ihre Nachhaltigkeitsleistungen berichten.

Bei uns in Deutschland sind diese Regelungen derzeit in § 289b HGB für große, kapitalmarktorientierte Kapitalgesellschaften mit mehr als 500 Arbeitnehmern geregelt.

Die EU verfolgt mit der CSRD-Richtlinie (Corporate Sustainability Reporting Directive) ein Stufenkonzept. Die Berichtsdaten sollen erweitert und vergleichbar werden. Hierzu werden derzeit ESRS (European Sustainability Reporting Standards) entwickelt. Immer mehr Unternehmen werden dann das neue Berichtsformat erfüllen müssen. Am 01.01.2024 werden die o. g. großen kapitalmarktorientierten Unternehmen erheblich erweiterte Berichtspflichten treffen.

Am 01.01.2025 werden große Unternehmen, die derzeit nicht der NFRD (Non-Financial-Reporting Directive) unterliegen, berichtspflichtig, wenn sie 2 der 3 Merkmale erfüllen:

  • Umsatz > 40 Mio. €
  • Bilanzsumme > 20 Mio. €
  • Mitarbeiteranzahl > 250

Am 01.01.2026 werden börsennotierte KMU sowie kleine und nicht komplexe Kreditinstitute und kleine Versicherungsunternehmen erfasst.

Am 01.01.2028 werden nicht-EU-Unternehmen erfasst, die folgende Merkmale erfüllen:

  • Umsatz in der EU > 150 Mio. €
  • Mind. 1 Tochtergesellschaft oder eine Zweigniederlassung in der EU

Es gibt auch immer mehr Investoren, die bei der Auswahl von Unternehmen neben finanziellen Kriterien ESG-Aspekte berücksichtigen. Unternehmen, die hier gut abschneiden, haben dadurch einen Wettbewerbsvorteil.

Aber auch abseits von gesetzlichen Vorgaben und Investoreninteressen gibt es gute Gründe, sich mit ESG-Compliance auseinanderzusetzen. Zum einen können Unternehmen durch eine verantwortungsvolle Unternehmensführung langfristig Kosten sparen und Risiken minimieren. So können beispielsweise effiziente Energie- und Ressourcenverbrauch zu Einsparungen führen. Auch kann ein gutes Arbeitsklima dazu beitragen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter motivierter und produktiver arbeiten. Schließlich kann ein verantwortungsvolles Risikomanagement dazu beitragen, dass Unternehmen besser auf unvorhergesehene Ereignisse wie Naturkatastrophen oder politische Krisen reagieren können.

 

Warum ist eine Weiterbildung in ESG-Compliance sinnvoll?

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter spielen eine wichtige Rolle bei der Schaffung einer ESG-Kultur, die es Ihnen ermöglicht, Ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Sie sind auch dafür verantwortlich, dass die Richtlinien und Verfahren des Unternehmens korrekt befolgt werden, was bedeutet, dass sie darüber informiert werden müssen, wie diese Systeme zusammen mit anderen Aspekten der Unternehmensführung wie Risikomanagement oder Finanzberichterstattung funktionieren.

Eine Weiterbildung in ESG-Compliance kann daher sowohl für Unternehmen als auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Vorteil sein. Zum einen können Unternehmen durch eine gezielte Weiterbildung sicherstellen, dass sie auf dem neuesten Stand sind und gesetzliche Vorgaben erfüllen. Auch können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so besser für die Herausforderungen sensibilisiert werden und lernen, wie sie diese im Arbeitsalltag umsetzen können.

Für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kann eine Weiterbildung in ESG-Compliance auch Karrierechancen eröffnen. Denn Unternehmen suchen zunehmend nach Mitarbeitern, die sich mit diesen Themen auskennen und sie im Unternehmen umsetzen können. Eine Weiterbildung kann also dazu beitragen, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich für interessante Positionen qualifizieren.

Nach einer Studie der Horvath AG unter 80 CFOs aus Unternehmen mit i. d. R. über 1.000 Arbeitnehmern und 250 Mio. € Umsatz ist der Bedarf an ESG-Managern groß.

Jeder vierte CFO sieht die Nachhaltigkeitsziele für 2023 als unerfüllbar an. Nachhaltigkeitsziele zu erreichen wird mit 88 % als bedeutenste Herausforderung noch vor Fachkräftemangel und Cyber-Risiken genannt, doch aufgrund des Personalmangels und der hohen Arbeitsbelastung der Mitarbeiter sind die CFOs pessimistisch die Vorgaben im ESG Bereich zu erreichen:

  • 25 % der CFOs sehen sich außerstande Nachhaltigkeit in die Geschäftsstrategie zu integrieren.
  • 83 % gehen von einer Verschärfung des Problems und Belastung des Tagesgeschäfts aus.
  • 59 % gehen davon aus auch in den nächsten Monaten die Kapazitätsprobleme nicht lösen zu können.

 

Häufige Fehler bei der ESG-Compliance

ESG-Compliance ist keine Einheitslösung. Es erfordert ein Verständnis für die Ziele, Werte und Kultur Ihres Unternehmens, um effektiv implementiert zu werden. Es gibt viele häufige Fehler, die zu ineffektiven Schulungsprogrammen für Mitarbeiter führen können:

  • Unzureichende Schulung – Wenn Sie nicht genügend Schulungen oder Ressourcen für Mitarbeiter zu ESG-Themen bereitstellen, verstehen sie möglicherweise nicht, welche Verantwortlichkeiten sie haben oder wie sie zu den Nachhaltigkeitsbemühungen des Unternehmens beitragen können.
  • Schlechte Kommunikation – Wenn Sie nicht klar kommunizieren, was ESG für Ihre Organisation bedeutet und warum es wichtig ist, werden Mitarbeiter weniger wahrscheinlich Maßnahmen zu diesen Themen ergreifen, weil ihnen ihre Rolle in Nachhaltigkeitsbemühungen nicht bewusst ist.
  • Mangelnde Einbindung – Ohne Unterstützung von Top-Führungskräften (und manchmal auch von mittleren Managern) ist es schwierig, ein Mitarbeiterbildungsprogramm für ESG-Compliance-Initiativen wie Berichtspflichten nach dem LkSG oder Reduzierung von Kohlenstoffemissionen zu entwickeln.

 

Wie kann eine Weiterbildung in ESG-Compliance aussehen?

Eine Weiterbildung in ESG-Compliance kann auf verschiedene Weise stattfinden. Zum einen gibt es spezielle Weiterbildungen, die sich ausschließlich mit diesen Themen befassen. Hier können wir auf die Ausbildung zum Certified ESG Compliance Officer verweisen. Unternehmen können auch eigene Schulungen anbieten, um ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auf dem neuesten Stand zu halten.

 

Fazit

ESG-Compliance wird für Unternehmen immer wichtiger. Gesetzliche Vorgaben und Investoreninteressen erfordern, dass Unternehmen sich mit diesen Themen auseinandersetzen. Gleichzeitig ergeben sich aber auch Chancen, wie beispielsweise Einsparungen und ein besseres Risikomanagement. Eine gezielte Weiterbildung in ESG-Compliance kann Unternehmen und Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gleichermaßen Vorteile bringen. Unternehmen können sicherstellen, dass sie auf dem neuesten Stand sind, und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich für interessante Positionen qualifizieren.

 

Quellen:

Chatsonic, Copy.ai

Horváth-Studie – CFO-Studie: Jeder vierte Finanzvorstand sieht Nachhaltigkeitsziele für 2023 als unerfüllbar an, www.horvath-partners.com

Neuer Impuls durch § 38 EGAO für Tax Compliance Systeme oder lame duck?

Neuer Impuls durch § 38 EGAO für Tax Compliance Systeme oder lame duck?

Bürokratiemonster oder lohnende Investion?

In der aktuellen Situation, in der sich Unternehmen im Dauerkrisenmodus durch Pandemie, Energiekrise aufgrund Russland-Ukraine Krieg und Handelskonflikt zwischen USA und China befinden und mit Preisdruck, Fachkräftemangel und schwierigem Umfeld bei notwendigen Investitionen kämpfen, soll der Frage nachgegangen werden, ob man sich gerade jetzt mit dem Thema Tax Compliance erstmals oder erneut beschäftigen sollte.

Unter Tax-Compliance wird die Einrichtung und Pflege eines Systems zur vollständigen und fristgerechten Erfüllung steuerlicher Pflichten in allen Staaten der unternehmerischen Tätigkeit unter Berücksichtigung der unternehmenseigenen Steuerstrategie verstanden.

Aktuell schätzt die Mehrheit der Unternehmen den Reifegrad ihres Tax CMS mit maximal 50% ein und nur 13% haben ein Tax CMS Projekt abgeschlossen. Dies geht aus einer Studie zum Stand der Implementierung von Tax CMS von pwc vom Januar 2020 hervor.

Motive für Tax CMS

Doch was sind die Beweggründe der Unternehmen, die ein Tax CMS-Projekt gestartet haben?

Hauptmotivation ist die Vermeidung der Haftung der Geschäftsleitung, daneben wurden in der o.g. Studie von pwc auch die Sicherstellung der Tax Compliance, Haftungsvermeidung für Mitarbeiter und Verbesserung der bestehenden Prozesse genannt. Weitere interessante Ergebnisse dieser Studie sind daher, dass nur rund ein Drittel der Unternehmen die Ergebnisse der eigenen Risikoidentifizierung für gut geeignet hält, um angemessene präventive Maßnahmen festzulegen. Auch überraschend ist, dass etwa bei einem Drittel der Unternehmen die laufende Verbesserung des Tax CMS nicht sichergestellt ist und nur ein Drittel der Unternehmen systematisch Wirksamkeitstests durchführt.

Für juristische Personen des öffentlichen Rechts geriet das Thema Tax CMS oft erst durch die geplante und wieder verschobene Einführung des § 2b UStG erstmals in den Fokus.

Für viele andere Unternehmen war dagegen der Anwendungserlass zu § 153 AO vom Mai 2016 der Anlass, sich erstmals mit dem Thema „Tax Compliance“ zu befassen. Das BMF wies damals daraufhin, dass „ein eingerichtetes innerbetriebliches Kontrollsystem, das der Erfüllung der steuerlichen Pflichten dient, gegebenenfalls ein Indiz darstellen kann, das gegen das Vorliegen von Vorsatz oder Leichtfertigkeit sprechen kann.“ Die konkrete Ausgestaltung des Tax CMS blieb zunächst offen. Die Einrichtung eines Tax CMS erschien nun jedoch als praktikables Instrument um eine Enthaftung der Geschäftsleitung zu bewirken.

Aufgrund des Praxishinweis 1/2016 des IDW sind inzwischen jedoch Leitlinien für die Ausgestaltung von Tax CMS vorhanden. Auch der im September 2022 aktualisierte Prüfungsstandard IDW PS 980 macht nochmals deutlich, dass das Tax CMS angemessen und wirksam sein muss.

Um ein angemessenes Tax CMS installieren zu können, ist aber das Beurteilen der Risiken im eigenen Unternehmen eine Grundvoraussetzung. Auch der BGH hat in dem viel beachteten Urteil vom 9. Mai 2017 – 1StR 265/16 deutlich gemacht, dass ein „effizientes“ Compliance-Management eine bußgeldmindernde Wirkung entfalten kann.

Wenn also die Hauptmotivation der Unternehmen in einer Haftungsvermeidung für die Unternehmensleitung besteht, dann darf das Tax CMS keine Feigenblattfunktion einnehmen. Vielmehr sollte wirklich ein passgenaues, schlankes System im Unternehmen durch einen (Tax) Compliance Officer entwickelt werden. Diese Lösung verursacht angemessene Kosten und möglichst wenig Bürokratie. Die Entwicklung des Tax CMS kann im besten Fall sogar zu einer Optimierung der Steuerprozesse im Unternehmen führen, was eine Entlastung der Steuerfunktion und freie Kapazitäten für weitere Aufgaben bedeutet. Das Entwickeln eines Tax CMS, das am Bedarf des Unternehmens vorbeigeht, d.h. wesentliche Risiken nicht erkennt, sich nicht weiterentwickelt oder nicht zur Anwendung kommt, kann dagegen Compliance Verstöße nicht verhindern und auch keine Haftungsvermeidung bewirken.

Prüfung des Tax CMS

Ob das Tax CMS geprüft sein muss und durch wen diese Prüfung erfolgen kann, ist in einem weiteren Schritt zu überlegen.

Die Prüfung durch Wirtschaftsprüfer nach IDW PS 980 verursacht Kosten und stellt leider keine rechtssichere Garantie dafür dar, dass straf- oder bußgeldrechtliche Vorwürfe gegen die Geschäftsführung erhoben werden. Allerdings sinkt bereits durch die Implementierung eines Tax CMS das Risiko den Tatbestand der Steuerhinterziehung im Unternehmen zu verwirklichen. Das allein stellt somit schon eine lohnende Investition dar. Eine Prüfung des Tax CMS reduziert dieses Risiko nochmals signifikant. Aber wie lange hält dieser Effekt?

Wer die Entwicklung der Steuergesetzgebung in den letzten Jahren mitverfolgt hat, kann beobachten wie mindestens im Halbjahrestakt Änderungen umzusetzen sind oder neue Berichtspflichten einzuführen sind. Ein einmal geprüfter status quo, kann also auch keine dauerhafte Sicherheit vermitteln, dass geht nur über ein gelebtes CMS. Das Tax CMS ist wie das CMS selbst ein System, das überwacht und verbessert werden muss.

Neben den bereits aufgeführten guten Gründen sich nun ernsthaft mit dem TAX CMS zu beschäftigen, kommt seit dem 1.1.2023 ein weiterer Anreiz hinzu. Nachdem zunächst in Bayern im Februar 2022 ein Pilotprojekt mit zwei bayerischen Unternehmen zur Beschleunigung von Betriebsprüfungen unter Einbeziehung des Tax CMS gestartet hatte, wurde noch im Dezember 2022 das EGAO erweitert. Der neue § 38 des Art 97 EGAO enthält eine bis 30. Juni 2029 befristete Regelung zur Prüfungserleichterung in kommenden Betriebsprüfungen:

„Soweit im Rahmen einer Außenprüfung eines Steuerpflichtigen die Wirksamkeit eines von ihm eingesetzten Steuerkontrollsystems hinsichtlich der erfassten Steuerarten oder Sachverhalte überprüft wurde und kein oder nur ein unbeachtliches steuerliches Risiko besteht, kann die Finanzbehörde auf Antrag Beschränkungen von Art und Umfang der Ermittlungen unter der Voraussetzung verbindlich zusagen, dass keine Änderungen der Verhältnisse eintreten.“

Hier zeigt sich nochmals, dass nur ein wirksames System zu Vorteilen führt.

Die Antwort auf die eingangs gestellte Frage, sollte man sich gerade jetzt mit dem TAX CMS beschäftigen, kann daher nur lauten: ja und das bleibt auch weiterhin so.  Nur die regelmäßige Fortentwicklung des Systems sichert einen nachhaltigen Schutz vor non-compliance und Haftung.

Wenn Sie sich die notwendigen Kenntnisse zur Entwicklung eines Tax Compliance Systems aneignen wollen, können Sie mit dem Fernlehrgang zum Tax Compliance Officer jetzt sofort durchstarten:

Certified Tax Compliance Officer – Fernstudium

 

Export Compliance – Safe Haven für Vorstände und Unternehmen?!

Unternehmen jeder Größe, die in einem globalen Umfeld agieren, bewegen sich auf „rechtlich“ gefährlichem Terrain. Dies gilt bekanntermaßen für die Rüstungsindustrie, aber auch alle anderen Branchen sind betroffen, die Produkte im Umfeld von sog. Dual-Use-Gütern herstellen und/oder mit diesen handeln. Dual-Use-Güter definieren sich als Waren mit einem (möglichen) doppelten Verwendungszweck.

Diese Waren können entweder im zivilen Einsatz aber auch im militärischen Umfeld genutzt werden. Beispiele hier sind hier vor allem die Luftfahrtelektronik, Schiffstechnik und besondere Werkstoffe. Hintergrund ist, dass im ersten Moment harmlose Dinge und Substanzen möglicherweise missbräuchlich verwendet werden. Ein besonderes und ungewöhnliches Beispiel für einen doppelten Verwendungszweck ist eine Lippenstifthülse aus Aluminium. Denn aus den einfachen Aluminiumhülsen können nicht nur Lippenstifthülsen, sondern auch Hülsen für Gewehr- und Pistolenpatronen hergestellt werden.

Deshalb zählen diese zu den genehmigungspflichtigen Waren und müssen von der zuständigen Behörde, dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) überwacht werden. Anhand von zwei drastischen Beispielen soll dies kurz verdeutlicht werden:

Der Geschäftsführer eines Werkzeugmaschinenherstellers verkaufte Werkzeugmaschinen über zwei Jahre für ca. 8 Millionen € an russische Unternehmen. Der Verkauf sowie die Lieferung, Verbringung und Ausfuhr sog. Dual-Use-Güter an militärische Endnutzer ist nach den Vorschriften des Russlandembargos seit 2014 verboten. Zu beachten ist, dass die bloße Möglichkeit einer militärischen Zweckbestimmung genügt, um den Straftatbestand des § 18 Abs. 7 AWG zu erfüllen. So sieht sich der Unternehmer nun mit dem Vorwurf konfrontiert, er habe mit Geheimdiensten kooperiert und sei aufgrund der Lieferung in die Beschaffungsstruktur fremder Nachrichtendienste eingebunden (vgl. BGH-Beschluss vom 31. August 2020-AK 20/20).

In einem anderen Fall wurde ein Unternehmer zu sieben Jahren Haft verurteilt, weil er die Chemikalie Decaboran, die zur Herstellung von Raketenantrieb- und Sprengstoff benötigt wird, illegal nach Russland transportiert hatte. Das Gericht ordnete die Einziehung der Taterträge gem. § 20 AWG in Höhe von 1.5 Millionen € an. (vgl. OLG Hamburg Urteil vom 9.1.2020 – 8 St 3/19).

Beide Fälle zeigen die Bedeutung eines Export Compliance Systems als Schutz für die Geschäftsleitung, aber auch als Schutz für das Unternehmen. Noch vor Vertragsabschluss ist systematisch zu prüfen

  • ob Waren gelistet sind
  • ob der Kunde beliefert werden darf
  • zu welchem Zweck die Waren verwendet werden sollen
  • ob in das Land geliefert werden darf.

 

Der Export Compliance Officer

Diese Aufgaben systematisch zu koordinieren und ein Export Compliance System aufzubauen, das in das Compliance System des Unternehmens integriert ist, sollte von einem Export Compliance Officer übernommen werden.

Zu beachten ist hierbei, dass auch eine Sanktionslistenprüfung kein einmaliger Vorgang ist. Die USA, die EU, die UN und Länder wie Kanada, Australien oder Japan geben Sanktionslisten heraus, die zum Teil bis zu 300-mal im Jahr Updates erhalten. Hier ist also nicht nur die neue EU-Dual-Use Verordnung zu berücksichtigen.

Der Export bzw. Trade Compliance Officer muss die Screenings so organisieren, dass während des gesamten Zeitraums der Zusammenarbeit mit einem Geschäftspartner (von der Geschäftsanbahnung bzw. Ausschreibung bis zur Auslieferung der Ware) sichergestellt ist, dass der Geschäftspartner nicht gelistet ist.

Der BGH hat in einem Urteil vom 9.5.2017 (1StR 256/16), das im Zusammenhang mit Bestechungsvorwürfen bei einem Rüstungsgeschäft mit Griechenland ergangen war, erstmals betont, dass bei der Höhe der Geldbuße gem. § 30 OWiG ein effizientes Compliance Management System strafmildernd zu berücksichtigen ist. Das Compliance Management System kann jedoch nur berücksichtigt werden, wenn es auf die Vermeidung von Rechtsverstößen ausgelegt ist, laufend optimiert wird und interne Abläufe so gestaltet sind, dass Normverletzungen deutlich erschwert werden.

Auch für den Bereich Export ist damit klargestellt, dass nur mit einem effizienten Export Compliance System, das auf aktueller Rechtslage basiert, im Falle von eingetretenen Rechtsverstößen mit Strafmilderung gerechnet werden kann.

 

Weiterbildung Export Compliance

Aktuell und praxisorientiert bietet der Wirtschaftscampus die Ausbildung zum Export Compliance Officer an.

Der Certified Export Compliance Officer übernimmt die gesamte Verantwortung für die Organisation und die Umsetzung aller notwendigen Aufgaben und Maßnahmen im Bereich der Exportkontrolle. Darüber hinaus überwacht er die Einhaltung dieser Anforderungen sowie Durchführung aller Exportgeschäfte des Unternehmens.

Schwerpunkte des Zertifizierungs-Lehrgangs sind u.a.:

  • Grundlagen der Export Compliance
  • Genehmigungspflichten und Ausfuhrverfahren
  • Ausgestaltung eines Export-Compliance-Systems (ECS)
  • Technologietransfer und US-Exportkontrollrecht (EAR)
  • Strafrechtliche Risiken, Lieferkettengesetz und US-Exportkontrollrecht (ITAR)

Alle Informationen zu dieser neuen Weiterbildung und zu allen anderen Compliance-Weiterbildungen des Wirtschaftscampus finden Sie hier:

https://www.wirtschaftscampus.de/lehrgaenge/compliance-officer/certified-export-compliance-officer

 

Export Compliance – Darf es ein U-Boot mehr sein?

Fakten

Die deutsche Wirtschaft ist in hohem Maße exportorientiert. Rund jeder vierte Arbeitsplatz in Deutschland hängt vom Export ab. Gleichzeitig ist Deutschland als rohstoffarmes Land auch auf Importe angewiesen. Trotz dieser Import-Abhängigkeit liegen in Deutschland die Warenausfuhren seit Jahrzehnten über den Wareneinfuhren. Und in den Jahren 2014 bis 2019 wurden neue Rekordüberschüsse bei der Handelsbilanz erzielt: Der Wert der exportierten Waren lag in allen sechs Jahren um mehr als 210 Milliarden Euro über dem Wert der importierten Waren.

Im Jahr 2019 exportierte Deutschland nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Stand April 2021) Waren im Wert von 1.328 Milliarden Euro und importierte im Gegenzug Waren im Wert von 1.104 Milliarden Euro – nie zuvor war der Wert der Ex- und Importe höher. Insgesamt erhöhte sich der Warenexport beziehungsweise der Warenimport in den Jahren 1980 bis 2019 jährlich um 5,3 beziehungsweise 4,8 Prozent.

Durch die Corona-Pandemie wurde diese Entwicklung allerdings vorerst gestoppt: Im Jahr 2020 lag der Export bei 1.205 Milliarden Euro und der Import bei 1.025 Milliarden Euro – gegenüber 2019 entsprach das einem Rückgang beim Export um 9,3 und beim Import um 7,1 Prozent.


Quelle: Statistisches Bundesamt 2021
Grafik: WIRTSCHAFTScampus

Prognosen, zum Beispiel des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung für das Jahr 2022, zeigen aber, dass sich diese absteigende Tendenz stabilisieren und im Hinblick auf 2022 die Werte wieder deutlich ansteigen werden. Das IMK geht von einem Wirtschaftswachstum im Jahr 2022 von 4,9% aus.

Export Compliance – Es geht nicht mehr ohne!

Im Rahmen der Globalisierung verkaufen Unternehmen fast aller Branchen und Größen ihre Produkte in viele Länder. Da in diesen Ländern jeweils unterschiedliche Gesetze, technische Vorschriften oder infrastrukturelle Voraussetzungen gelten, müssen exportierende Unternehmen prüfen, ob die Produkte den jeweiligen Gesetzen und geltenden Vorschriften entsprechen. Ihre Lieferkette hängt von der Einhaltung verschiedener Handelsabkommen, internationaler Handelsbestimmungen und der zollrechtlichen Einstufung ab. Doch selbst erfahrene Unternehmen verursachen unbeabsichtigt Import- und Exportverstöße, die zu hohen Strafen und Bußgeldern in Bezug auf Dual-Use-Güter führen können.

Das internationale Geschäft ist komplexer als je zuvor, und deshalb benötigt jedes Unternehmen ein klares Verständnis und eine klare Definition der Regeln der Exportkontrolle, der Zollbehörden und der Exportgesetze. Der Export und natürlich genau so der Import sind zu einem wesentlichen Teil des Tagesgeschäfts geworden. Da das Geschäft vom globalen Handel abhängt, muss das Unternehmen sicherstellen, dass seine Abläufe eine globale Compliance in den Segmenten Import und Export sicherstellen. Um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen Unternehmen ein umfassendes Verständnis für die Gesetze und Vorschriften haben, die ihre Importe und Exporte regeln. Genau hier liegt der Bereich, für den der Export Compliance Officer verantwortlich ist.


Die Einhaltung von Handelsvorschriften ist für den Import und Export von entscheidender Bedeutung und liegt allgemein in der Verantwortung des Unternehmens und speziell im Aufgabenbereich des Export Compliance Officers. Damit Compliance im Import und Export richtig gelebt und umgesetzt wird, muss das Verständnis aufgebaut werden, welche Regeln und Vorschriften für das Unternehmen gelten. Konform zu sein bedeutet, die Anforderungen und Bedürfnisse von Kunden und Lieferanten zu erfüllen und dazu Nachhaltigkeit, langfristig orientiertes Wachstum und individuelle Wettbewerbsvorteile zu unterstützen. Genau hierin liegen die Schlüsselelemente für eine sichere, erfolgreiche und zukunftsorientierte globale Lieferkette. Unter Einhaltung dieser Handelskonformität im Unternehmen kann:

  • der Ruf des Unternehmens und der Mitarbeiter geschützt werden, indem legal und verantwortungsvoll Handel von Gütern betrieben wird,
  • die Gefahr von Geldstrafen und Bußgeldern minimiert werden,
  • die Zufriedenheit der Kunden durch Vermeidung von Verzögerungen beim Versand gefördert werden,
  • die finanzielle Belastung der Unternehmen durch eine reibungslose Abwicklung des Exports vermieden wird.

Einer der Schwerpunkte im Bereich der Export Compliance ist der Bereich Rüstung und Waffen. In diesem Blogbeitrag soll kurz anhand eines Beispiels dargestellt werden, dass Einzelpersonen und Unternehmen in früheren Jahren massiv gegen Compliance-Regeln verstoßen haben, wie wir sie heute kennen.

Basil und seine U-Boote


Basil Zaharoff (* 6. Oktober 1849 † 27. November 1936)
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Basil Zaharoff, geboren als Vasileios Zacharias, war ein griechischer Waffenhändler und Industrieller. Als einer der reichsten Männer der Welt zu seinen Lebzeiten wurde er als “Kaufmann des Todes” und “mysteriöser Mann Europas” beschrieben. Sein Erfolg wurde durch seine listige, oft aggressive und scharfe Geschäftstaktik geschmiedet. Dazu gehörte der Verkauf von Waffen an gegnerische Seiten in Konflikten, manchmal die Lieferung gefälschter oder fehlerhafter Maschinen und der geschickte Einsatz der Presse, um Geschäftskonkurrenten anzugreifen.

Als eines seiner größten und zugleich für ihn lukrativsten Geschäfte gilt der Verkauf von insgesamt fünf U-Booten.

1886 kaufte er die Pläne für eines der ersten U-Boote auf der Welt vom Briten George Garrett, ein englischer Erfinder und Geistlicher(!). Aus heutiger Sicht war das daraus gebaute U-Boot mit Namen Nordenfelt I vorsintflutlich. Das U-Boot ließ sich kaum unter Wasser steuern, für jeden Torpedoschuss musste das Schiff auftauchen, die Gefahr, dass die Maschinen komplett ausfielen und das U-Boot sank, hoch. Vieles spricht dafür, dass keines der später gebauten U-Boote jemals funktionsfähig zum Einsatz kam. Trotzdem präsentierte Zaharoff sein Schiff auf mehreren Militärkonferenzen, aber die großen Industriemächte wie die USA lehnten dankend und skeptisch ab. Für Zaharoff kein Grund, eine Niederlage im Verkauf einzugestehen, sondern für ihn die Motivation, das U-Boot nun kleineren Staaten in Europa anzubieten.

Es gelang ihm durch geschicktes Agieren, das untaugliche U-Boot an Griechenland, die Türkei und schließlich an Russland zu verkaufen.

Aus heutiger Sicht liegen hier massive Verstöße gegen Compliance vor. Verständlich, dass an den Regeln des Exports intensiv gearbeitet wurde und so ein komplexes und kompliziertes System entstand.

Heute werden an den Export von Waffen und Rüstungsgütern; aber auch an Güter, die sowohl zu zivilen als auch militärischen Zwecken verwendet werden können, hohe Anforderungen gestellt. Es sind eine Vielzahl von nationalen und internationalen Vorschriften zu beachten, sodass im Tagesgeschäft schnell Embargos oder Sanktionslisten übersehen werden können.

Haftung

Aber wer haftet eigentlich bei Verstößen gegen Exportkontrollrecht? Im Gegensatz zu Verstößen gegen Zollbestimmungen, die i.d.R. als steuerrechtlicher Verstoß eingestuft werden, liegt hier i.d.R. ein Verstoß gegen Straf- oder Ordnungswidrigkeitenrecht vor.

Je nach Organisation im Unternehmen kommt hier eine persönliche Haftung der Geschäftsführung oder des Ausfuhrverantwortlichen infrage. Der Haftungsmaßstab ergibt sich aus der Frage, ob der Verstoß vorsätzlich der fahrlässig begangen wurde. Ein Export-Compliance-System kann hier wertvolles Indiz dafür sein, dass der Verstoß nur fahrlässig erfolgte.

Ausblick

Ob nun U-Boote in der Vergangenheit oder Güter und Waren in der Gegenwart. Die Export Compliance im Unternehmen wird ein immer signifikanteres Segment im Bereich der Compliance werden als sie es bisher schon ist bzw. sein sollte. Es werden Spezialisten benötigt bzw. bereits tätige Mitarbeiter im Bereich der Compliance müssen eine spezielle Aus- und Weiterbildung erhalten.

Der Export Compliance Officer

Aktuell und praxisorientiert! Seit Dezember 2021 bietet der Wirtschaftscampus die Weiterbildung zum Export Compliance Officer an.

Der Certified Export Compliance Officer übernimmt die gesamte Verantwortung für die Organisation und die Umsetzung aller notwendigen Aufgaben und Maßnahmen im Bereich der Exportkontrolle. Darüber hinaus überwacht er die Einhaltung dieser Anforderungen sowie Durchführung aller Exportgeschäfte des Unternehmens.

Schwerpunkte des Zertifizierungs-Lehrgangs sind u.a.:
• Grundlagen der Export Compliance
• Genehmigungspflichten und Ausfuhrverfahren
• Ausgestaltung eines Export-Compliance-Systems (ECS)
• Technologietransfer und US-Exportkontrollrecht (EAR)
• Strafrechtliche Risiken, Lieferkettengesetz und US-Exportkontrollrecht (ITAR)

Alle Informationen zu dieser neuen Weiterbildung und zu allen anderen Compliance-Weiterbildungen des Wirtschaftscampus finden Sie hier:
https://www.wirtschaftscampus.de/lehrgaenge/compliance-officer/certified-export-compliance-officer